Nicht der Angst nachgeben

Nicht der Angst nachgeben

Nach jedem Terroranschlag wächst die Zahl derer, die sagen „So langsam bekomme ich auch Angst“. Das ist natürlich nachvollziehbar – aber falsch wäre es nun, dieser Angst nachzugeben. Denn genau das ist der Zweck von Terror: Die Menschen sollen Angst haben. Es soll uns das Gefühl gegeben werden, dass es jederzeit und überall wieder passieren könnte. Wir sollen am besten daheim bleiben vor Angst. Wir sollen aus Angst vor dem Terror unser Leben ändern. Es klingt vielleicht zynisch, aber die Terroristen können uns nicht alle töten, also wollen sie erreichen, dass diejenigen, die sie nicht töten können Angst haben und dieser Angst nachgeben.Daher lassen nach einem Anschlag auch die Drohungen weiterer Anschläge nie lange auf sich warten. Mit der Angst der Menschen kann man prima arbeiten, Angst bringt Menschen dazu nachzugeben, Angst lähmt und macht Menschen gefügig. Und Angst erzeugt auch Hass. Und nicht nur die Terroristen arbeiten mit dieser Angst, es gibt viel zu viele Politiker, die die Angst vor Terror auch nur zu gerne für ihre eigenen Zwecke missbrauchen. Wenn wir unserer Angst nachgeben, dann haben die Feinde der Freiheit gewonnen. Am Ende ist es egal, ob Islamisten oder Rechtsextreme gewinnen – beide brauchen Angst und Hass, um zu gewinnen. Und genau deswegen müssen wir gegen die Angst kämpfen, dürfen wir die Angst niemals zu Hass werden lassen.

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Angst ist die denkbar schlechteste Motivation etwas zu tun oder zu lassen. Nicht nur in der Politik, auch im persönlichen Leben. Bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen ist deutlich wahrscheinlicher, als bei einem Terroranschlag – wir verbarrikadieren uns aber auch nicht daheim aus Angst vor einem Autounfall, weil es idiotisch wäre. Genau so idiotisch wäre es nun Flughäfen oder Konzerte zu meiden aus Angst vor einem Terroranschlag.

Man kann es sich natürlich nicht so einfach aussuchen, ob man Angst hat oder nicht. Das fällt niemandem leicht, dazu braucht es nicht mal eine entsprechende Angststörung. Es sagt sich so leicht: „Du musst keine Angst haben!“ Scheiße ja, es ist normal Angst zu haben. Aber man muss gegen die eigene Angst kämpfen, selbst wenn es immer nur kleine Schritte dabei sind, man muss sie gehen. Man darf sich nicht von der um sich greifenden Hysterie anstecken lassen. Die Angst darf unser Handeln nicht bestimmen, sie darf uns nicht lähmen.

Natürlich ist Angst durchaus auch nützlich, so rein evolutionär betrachtet: Sie sorgt dafür, dass wir in Gefahrensituationen richtig reagieren, sie kann in solchen Situationen Kräfte mobilisieren, die helfen aus dieser Situation raus zu kommen. Aber es heißt nicht umsonst, dass Angst lähmt. Zu viel Angst lähmt. Ständige Angst macht einen kaputt und verhindert auf Dauer eine echte von einer nur scheinbaren Gefahrensituation zu unterscheiden. Und es erübrigt sich zu betonen, welche Folgen Hass hat. Hebt euch die Angst für echte Gefahren auf, verschwendet sie nicht, nur weil irgendwelche menschenfeindlichen Arschlöcher glauben, sie könnten ihr krankes Weltbild mit Terror durchsetzen.

Beitragsbild: Peggy_Marco / pixabay

Autor: Carsten Dobschat

Geboren 1974, links-liberal, früher Mitglied der SPD und Jusos, dann lange parteilos, später Piratenpartei, wieder parteilos und seit November 2016 wieder SPD-Mitglied - wenn auch mit Bauchschmerzen, aber man muss ja schließlich was tun gegen den Rechtsruck.

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