Alle Jahre wieder: Karfreitag und das Tanzverbot

Alle Jahre wieder: Karfreitag und das Tanzverbot

Und wieder einmal ist Karfreitag und wieder einmal reden plötzlich Menschen gegen das Tanzverbot, die das ganze Jahr ihren Arsch nicht auf die Tanzfläche bekommen. Klar, an 364 Tagen im Jahr kämen die im Traum nicht auf die Idee zu tanzen, aber ausgerechnet an diesem einen Tag können sie dann die Füsse nicht still halten? Als wäre das zu viel verlangt im Gegenzug für die christlichen Feiertage, die die Typen ja gerne mitnehmen.

So ungefähr tönt es dann an verschiedener Stelle wieder und was soll man dazu sagen? Nun, man könnte dazu sagen, dass es scheißegal ist, ob jemand ansonsten tanzt oder nicht, denn immerhin sollten Kirche und Staat getrennt sein. Es sollte in unserem Land nicht üblich sein, dass irgendeine Gruppe Menschen mit einem imaginären Freund anderen Menschen vorschreiben kann, was sie zu tun und zu lassen haben. Und wenn jemand nun ausgerechnet am Karfreitag tanzen will, dann soll er doch.

Im übrigen eignet sich das Tanzverbot immerhin gut, um den Einstieg zu schaffen in viel gravierende Probleme der mangelnden Trennung von Kirche und Staat. Zum Beispiel gelten für Kirchen als Arbeitgeber nicht die gleichen Bedingungen wie für alle anderen. Selbst wenn – was meist der Fall ist – das Gehalt der Arbeitnehmer nicht von der jeweiligen Kirche, sondern vom Staat bezahlt wird.

Wir haben in diesem Land Religionsfreiheit, was zum einen bedeutet, dass man sich frei aussuchen kann, welcher Religion man angehören möchte aber eben auch, dass man sich aussuchen kann, frei von Religion zu leben. Okay, Glockengebimmel dann und wann, das nervt, aber damit kann man klar kommen. Aber Vorschriften darüber, was man an einem bestimmten Tag tun oder sehen darf? Echt jetzt? Was würde für ein Gebrüll los gehen, wenn auf einmal die Muslime in Deutschland fordern würden, dass während ihrer Fastenzeit gefälligst nicht mehr tagsüber in der Öffentlichkeit gegessen werden sollte?

Ach und wegen dem Argument „Feiertage“. Ist jetzt ein bisschen dumm, das ist so überhaupt nicht mein Thema, denn ich bin selbstständig, was bedeutet, dass ich selbst und ständig arbeite. Sonn- und Feiertage sind für mich Arbeitstage, an denen ich bei der Tankstelle einkaufen muss. Mehr auch nicht. Aber es gibt da diese Idee auf religiöse Feiertage zu verzichten und stattdessen eine bestimmte Zahl extra Urlaubstage gesetzlich vorzuschreiben, die sich dann jeder Arbeitnehmer nach Belieben oder Religionszugehörigkeit legen kann. Klingt doch nach einer Idee, oder nicht?

Ein moderner Staat hält sich aus der Religion raus und die Religion hält sich aus einem modernen Staat raus – so sollte das sein. Und so lange es nicht so ist, dürfen gerne alle Nichttänzer am Karfreitag über das Tanzverbot schimpfen, wenn sie es denn wollen. Da geht es eben um’s Prinzip und um viel mehr…

Beitragsbild von falco via Pixabay, Lizenz: CC0

Autor: Carsten Dobschat

Geboren 1974, links-liberal, früher Mitglied der SPD und Jusos, dann lange parteilos, später Piratenpartei, wieder parteilos und seit November 2016 wieder SPD-Mitglied - wenn auch mit Bauchschmerzen, aber man muss ja schließlich was tun gegen den Rechtsruck.

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